Chinelo Okparanta – Happiness, like Water
Read the World: Read a book that takes place in a country–or focuses on a culture–other than your own.
„Happiness is like water. We’re always trying to grab onto it, but it’s always slipping between our fingers.”
In „Happiness, like Water” geht es nicht um Glück und glücklich sein, sondern vielmehr um das Abhandensein von Glück. In zehn Kurzgeschichten erzählt die nigerianisch-amerikanische Autorin Chinelo Okparanta von nigerianischen Frauen, die mal mehr, mal weniger nah am Glück sind und es doch nie so ganz erreichen. Es geht um arrangierte Ehen und Kinderlosigkeit, um die Tücken sowohl von Reichtum als auch von Armut, und um von der Gesellschaft geächtete Liebesbeziehungen und häusliche Gewalt.
Die sechste Geschichte „America“ markiert einen Wendepunkt im Buch. Während die ersten fünf Geschichten in Nigeria spielen, erfährt man hier von den verzweifelten Bemühungen einer Frau, eine Green Card für die USA zu erhalten. Die übrigen vier Geschichten spielen bereits komplett in Amerika. Hier erfährt der Leser, wie sich das Leben für nigerianische Einwanderer in den USA gestaltet. Dabei werden auch Benachteiligungen aufgrund der fehlenden amerikanischen Staatsangehörigkeit angesprochen.
Chinelo Okparanta hat die Gabe, Sinneseindrücke sehr anschaulich zu beschreiben. Besonders in der ersten, nigerianischen Hälfte des Buches kann man sich gut in die Umgebung einfühlen und die Gerüche wahrnehmen. Und die Beschreibungen der zubereiteten Mahlzeiten lassen einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Der Leser erhält, passend zur Goodreads-Mission, spannende Einblicke in die nigerianische Kultur. So existieren zum Beispiel christlicher Glaube und der Glaube aus der Zeit vor der Christianisierung Nigerias problemlos parallel zueinander. Wenn eine Frau glaubt, dass sie verflucht wurde, geht sie zu einer Heilerin, liest anschließend aus der Bibel und betet, um sich vom Fluch zu befreien. Weniger schön ist das nicht nur in diesem Buch beschriebene Schönheitsideal nigerianischer oder wohl generell afrikanischer Frauen, möglichst helle Haut haben zu müssen, wofür sie sich nicht unerheblichen Gesundheitsrisiken aussetzen.
Das 2013 erschienene Erstlingswerk der Autorin liegt bislang leider nicht in deutscher Sprache vor. Wer keine englischsprachigen Bücher lesen möchte, kann die Autorin dennoch bald kennenlernen: im Herbst soll ihr erster Roman „Unter den Udala-Bäumen“ in Deutschland erscheinen. Auch dieser ist sehr lesenswert. Wem auch englischsprachige Werke gefallen, wird jedoch sicher auch mit den Kurzgeschichten auf seine Kosten kommen. Abgesehen von einigen nigerianischen Slang-Wörtern, die man mithilfe einer Suchmaschine schnell übersetzen kann, ist das Buch in leicht verständlichem Englisch geschrieben.
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