D. Foy – Absolutely Golden
I Feel a Breeze: Read a book that takes place at a nudist colony or features nudists.
Die Auswahl an Büchern über Nudisten ist… eher beschränkt. Die Anzahl an solchen Büchern mit guter Bewertung ist verschwindend gering, beinahe nicht existent. Dass „Absolutely Golden” von D. Foy bei Goodreads eine Durchschnittsbewertung von 4.1 von 5 hat, und es darüber hinaus um Rachel geht, einer Witwe in der Midlifecrisis, die ihren Urlaub in den frühen 70ern in einer Nudistenkolonie verbringt, machte es zum perfekten Kandidaten für diese Challenge.
Doch die Negativpunkte fangen schon bei der Gestaltung des Buches an. Das Paperback wurde von Stalking Horse Press gedruckt, einem Indie-Verlag, dem man die fehlende Professionalität schon bei der Verwendung des Papiers anmerkt. Der Umschlag hat eine wächserne Qualität, die sich unangenehm anfühlt und sehr anfällig gegenüber Schäden ist. Wer auch den Look und Feel seiner Bücher als wichtigen Bestandteil seiner Leseerfahrung betrachtet, für den wird das eher abschreckend sein.
Vor und während ihrer Reise in die Nudistenkolonie Camp Lake Freedom trifft Rachel auf allerhand kuriose Charaktere. Da wäre zum Beispiel die wenig smarte Stripperin, die erst beim Gespräch über ihre Arbeit aus sich herauskommt und die Anwesenden davon überzeugt, dass Striptease eine Kunstform ist. Oder der hoch gefeierte evangelische Prediger, der in seiner Auszeit im Camp lauter Frauen aufreißt. Oder wie wäre es mit dem älteren, niederländischen Swinger-Pärchen, das fast ausschließlich auf das nächste „erotical adventure” aus ist? Alle diese übertriebenen Figuren sind definitiv das Alleinstellungsmerkmal des Buches. Sie haben ihre eigenen Stimmen und Eigenschaften, die sie auszeichnen, und zusammen bilden sie eine explosive Mischung. Dennoch vermag das Werk als Ganzes weniger zu überzeugen.
Das mag vor allem am sperrigen Schreibstil liegen, den D. Foy hier an den Tag legt, und der in den meisten Fällen gezwungen wirkt. Kommen dann noch die psychedelischen Erfahrungen, die Rachel in dieser Hippie-Gemeinde macht, und zahlreiche Querverweise zur damaligen Kultur hinzu, weiß man als deutscher Leser gar nicht mehr recht, was eigentlich passiert. In einigen Szenen ist dies durchaus zu verkraften, geht es doch mehr um den Ausdruck von Gefühlen, besonders der Liebe: und es sind diese Momente, in denen die Leuchtkraft von „Absolutely Golden” durchscheint. Aber diese wenigen Lichtblicke können nicht die Verwirrung von 195 Seiten auffangen. Am Ende wirkt es gezwungen künstlerisch und nur selten aufrichtig komisch.
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