Eric Stehfest – 9 Tage wach
Back to school: Read a book about a subject you don’t know much about.
„Glück besteht nur aus Erinnerung, ausschließlich die “Drops” bleiben haften. Ortswechsel und Freundschaften sind unlogisch und wahllos, denn eine Droge hechtet von Kick zu Kick. Das macht Meth-User zu tragischen Menschen, weil sie keine Rücksicht nehmen auf ihre Zustände, sie sind nur noch “drüber”. Einer Meth-Biografie fehlen kostbare ruhige Momente, im Sonnenuntergang ein Buch zu lesen, guter Espresso. Die leisen Bilder fehlen oder sind schnell vergessen.”
Der Schauspieler Eric Stehfest dürfte dem breiten Publikum durch seine Rolle des Chris Lehmann in der Soap “Gute Zeiten, schlechte Zeiten” oder durch seine Teilnahme an der Unterhaltungssendung “Let’s Dance” bekannt sein. Was aber lange nur wenige wussten: Eric Stehfest war zehn Jahre lang von der Droge Crystal Meth abhängig. Heute setzt er sich für Suchtprävention ein, beispielsweise auch im Rahmen seiner eigenen Filmproduktionsfirma „Station B 3.1“, deren Name und Logo von seiner Zeit im Entzug inspiriert wurden. In der Biografie “9 Tage wach”, die er gemeinsam mit Michael J. Stephan verfasste und erstmals 2017 im Verlag Edel Books erschien, berichtet Stehfest schonungslos von seiner Zeit in der Drogenszene, seinem damaligen Doppelleben und dem anschließenden Entzug. Der Leser erlebt, wie Stehfest den ersten Kontakt zu Drogen hatte, wie aus Crystal Meth seine “Schwester” Christin wurde und welchen psychischen Einfluss sein Umfeld und seine Beziehungen hatten, im negativen als auch im positiven Sinne.
Der Schreibstil der Biografie ist erstmal gewöhnungsbedürftig und über weite Strecken etwas anstrengend beim Lesen, fühlt es sich doch an, als wäre Stehfest immer noch abhängig. Dabei wartet er mit einer derben und brutalen Ausdrucksweise, abgebrochenen Sätzen sowie einer wirren Abfolge und Darlegung von Ereignissen auf. Aber eben dieser ungewöhnliche Schreibstil macht die Geschichte auch so authentisch und verdeutlicht, welche Auswirkungen der Konsum von Crystal Meth hat und wie schwer es ist, dem Sog dieser Droge zu entkommen. Dabei werden nicht nur psychische Auswirkungen wie Konzentrationsschwäche, Halluzinationen und Wahnvorstellungen beschrieben, sondern auch physische Folgen wie ein drastischer Gewichtsverlust und eine starke Abnutzung der Zähne. Den Höhepunkt erreicht die Erzählung mit einem neuntägigen Horrortrip, bei dem Stehfest einen Brief an sein totes Ich verfasste. Bildlich zu seinem anschließenden Entzug inkl. Rückfällen und der Zeit nach der Abhängigkeit ändert sich auch der Schreibstil des Buches und wird deutlich verständlicher.
„Ich will das nie wieder haben, ein Leben, das nur aus Kicks besteht.”
Mit diesen Worten endet das Vorwort dieser Biografie. Nach allem, was Stehfest dem Leser auf den folgenden Seiten offenbart, kann man diese Aussage nur allzu gut nachvollziehen. „9 Tage wach” ist eine offene und ehrliche Erzählung eines ehemaligen Drogenabhängigen, dessen Weg und Kampf als abschreckendes Beispiel verwendet werden kann.
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