Naoko Kodama – Welt ohne Freiheit
Leo nimmt die ein Jahr jüngere Meiko in Schutz, als diese von Schulkameradinnen geärgert wird. Die beiden freunden sich daraufhin an und Leo fühlt sich als Meikos Beschützerin. Doch eines Tages wird Meiko vergewaltigt. Leo macht sich Vorwürfe, da sie die Vergewaltigung nicht verhindern konnte. Meiko erkennt dies und nutzt Leos Schuldgefühle aus, um sie an sich zu binden und zu ihrer Sklavin zu machen. Wenige Jahre später sehen sie sich mit der Frage konfrontiert, ob diese ungesunde Beziehung für immer so weitergehen kann.
“Welt ohne Freiheit” von Naoko Kodama war mein erster Manga, den ich anlässlich unseres Libtips-Wichtelns von M geschenkt bekommen habe. So vermag ich nicht zu beurteilen, ob es eine Eigenheit dieses konkreten Mangas ist oder eine Eigenheit aller Manga – aber ich war während des Lesens häufig sehr verwirrt. Ständige, wilde Zeitsprünge erschlossen sich für mich nur aus dem Kontext und waren nicht durch den Zeichenstil, schwarzen Hintergrund o. ä. erkennbar, wie man das aus Comics kennt.
Die dem Manga zugrundeliegende Idee ist eigentlich interessant, wurde aber durch die Mangaka schlecht umgesetzt. Die Geschichte wird gefühlt im Zeitraffer erzählt, wodurch die Handlungen der beiden Hauptcharaktere selten nachvollziehbar sind. So ist es bis zum Ende nicht wirklich einleuchtend, wie sich ein schüchternes, hilfloses Mädchen aufgrund ihrer Vergewaltigung in eine manipulative Sklavenhalterin verwandeln konnte und wieso eine toughe, zielstrebige, junge Frau sich diese Behandlung gefallen lässt und ihr eigenes Leben dafür gegen die Wand fährt. Zwar werden die Beweggründe im weiteren Verlauf erklärt, überzeugend sind sie jedoch nicht. Darüber hinaus werden übelste Klischees bedient (Ich steh nicht auf Männer, weil ich als Kind sexuell belästigt wurde…). Einziger Lichtblick ist eine Kommilitonin von Leo, die diese destruktive Beziehung ebenso fassungslos wie der Leser mit ansehen muss und kontinuierlich versucht, Leo zu “befreien”.
Immerhin ist der Manga – aus meiner Laienperspektive – gut gezeichnet. Nervig war jedoch die übermäßig viel genutzte Onomatopoesie, die gerade aufgrund des klaren Zeichenstils häufig überflüssig war. “Gähn”, “Lächel”, “Schleich”, “Rausch” u. ä. hätte ich auch alleine durch die Bilder verstanden.
Ich werde wohl noch ein paar andere Manga lesen müssen, bevor ich abschließend für mich entscheiden kann, ob Manga eine lohnenswerte Lektüre oder doch total langweilig sind. Dieses Exemplar bekommt von mir 2 Küsse für den Zeichenstil und einen sympathischen Nebencharakter.
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