George Saunders – Fuchs 8
Ein legasthenischer Fuchs wendet sich in einem Brief an die Menschheit. Was George Saunders in seinem nicht mal 60 Seiten starken Büchlein zusammenschreibt, ist hart an der Grenze zum Kitsch. Fuchs 8 lernt – mehr schlecht als recht – die Sprache der Menschen und erzählt dann von seinen Abenteuern. Als in seinem Gebiet eine Shoppingmall errichtet wird, ist er zwar beeindruckt vom Einfall der Menschen, findet für sich und sein Rudel aber nichts mehr zu essen. Ein Streifzug über die Fressmeile mit seinem Freund Fuchs 7 verläuft zunächst erfolgreich – doch auf dem Weg nach Hause in den Bau wird Fuchs 7 Opfer scheinbar sinnloser menschlicher Gewalt. Ich sage “hart an der Grenze zum Kitsch”, weil Saunders ein Autor ist, der gut genug schreibt, um die Balance zu wahren und mit dem geringen Umfang weiß, die Geduld des Lesers nicht sinnlos zu strapazieren.
Geduld braucht man beim Lesen unbedingt. Denn Fuchs 8 gibt sich zwar reichlich Mühe – aber er ist nunmal ein Fuchs. Sowohl Rechtschreibung als auch Stil sind ein bisschen ausbaufähig. Das führt dazu, dass das Lesen deutlich länger als normalerweise dauert, weil man sich jedes zweite Wort neu erarbeiten und manchmal auch laut vorlesen muss, um den Sinn zu verstehen. Der umgangssprachliche Ton gibt dann sein übriges, um “Fuchs 8” zu einem ganz ungewöhnlichen Büchlein zu machen. Ein Lob geht hierbei auch an den Übersetzer Frank Heibert, der die anspruchsvolle Erzählform ins Deutsche gebracht hat.
Der Umgang des Menschen mit der Natur ist ein Thema, welches von zahllosen Büchern immer wieder behandelt wird, und dessen Relevanz mit den Jahren weiter zunimmt. Die zentrale Frage von “Fuchs 8” – warum seid ihr Menschen nicht einfach ein bisschen netter? – wird sicherlich den ein oder anderen unserer Spezies schon länger beschäftigen. Insofern ist das Büchlein nichts, was einem neue intellektuelle Türen öffnet – aber ein gelungener Spin einer bekannten Thematik.
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