Alice Hasters – Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten
Als schwarze Frau in Deutschland hat man es nicht leicht. Das weiß Alice Hasters aus eigener Hand. Die Journalistin wurde in Köln geboren, doch der Rassismus begleitet sie bis heute. Fremde Menschen, die ihre Haare anfassen möchten, sie fragen, ob sie Sonnenbrand bekommen kann oder ihr eine exotische Wildheit unterstellen sind für sie Alltag. In ihrem Buch “Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten” schildert sie ihre Erlebnisse und zeigt auf, wie viel Rassismus seit hunderten von Jahren in der deutschen Gesellschaft steckt – auch fernab vom rechten Rand.
Als moderne*r Deutsche*r mag man sich fragen, wozu man so ein Buch überhaupt braucht. Schließlich ist man selbst doch total offen – oder? Leider nein, so Hasters. Auch wohlwollend gemeinte Stereotype, wie, das Schwarze tolle Tänzer wären, sind rassistische Klischees, die fest in unseren Köpfen verankert sind. Dass wir den armen Kindern in Afrika helfen wollen, ist ja schön – aber White Saviorism. Das bedeutet soviel wie der Beschützer- und Retterinstinkt weißer gegenüber nicht-weißen Menschen, nicht unbedingt mit dem Ziel, eine Situation wirklich nachhaltig zu verbessern, sondern sich selbst besser zu fühlen. Das ist neben dem Afrika-Beispiel auch in unseren Filmen weit verbreitet: Green Book, The Help oder Avatar – alles Beispiele für diese Narrative.
Zusammen mit dem Kapitel über den Kolonialismus, bei dem selbst ich schlucken musste, hat Alice Hasters hier ein aufweckendes Büchlein geschrieben. Sicherlich hätte es noch mehr Elemente gegeben, die in das Buch mit einfließen hätten können – wo Hasters viel über Partnersuche schreibt, hätte ich mich auch für Wohnungs- und Jobsuche interessiert.
Einiges von dem, was Hasters schreibt, tut weh. Und mit einigen Aussagen gehe ich auch nach der Lektüre noch nicht konform. Aber eingefahrene Denkmuster zu durchbrechen ist nie einfach und immer eine langwierige Reise. Wer davor nicht zurückschreckt, dem empfehle ich dieses Buch als Ausgangspunkt.
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