Keiko Sakano und Yumi Kawai – Hakubis Blütentanz (Gesamtreihe, 2 Bde)
„Wie lange ich auch tanze, es ist nicht genug. Ich will noch mehr tanzen, niemals aufhören. Auch wenn dieser Traum eines Tages enden wird, so gebe ich doch nicht auf.“
Hakubi gilt trotz seines junges Alters von 16 Jahren als großes Talent in der Welt des Nō-Theaters. Sein ausdrucksstarker Tanzstil zieht stets alle Blicke auf sich und während eines Auftritts wird auch Soma, ein herausragendes Mitglied der angesehenen Yuki-za-Schauspielgruppe, auf Hakubi aufmerksam. Fasziniert von dessen Talent, möchte Soma Hakubi für seine Gruppe gewinnen und auf die großen Bühnen des Landes bringen. Hakubi kann nicht verneinen, dass das Angebot reizvoll ist, lehnt aber trotzdem ab. Dies tut er nicht nur als stolzes Mitglied der weniger beachteten Nichirin-za und Nachkomme dessen Oberhaupts, sondern vor allem, weil er ein großes Geheimnis hütet: In Wahrheit ist Hakubi eine Frau und dürfte laut Gesetz nicht auf der Bühne des Nō-Theaters stehen. Durch einen geschickten Schachzug schafft es Soma, Hakubi zu einem Gastauftritt in seiner Gruppe zu bewegen. Es beginnt ein Versteckspiel, in das sich auch langsam romantische Gefühle verstricken. Wie lange kann dieses Schauspiel gut gehen?
“Hakubis Blütentanz”, im japanischen Original “Hana wa Sakura yori mo Hana no Gotoku”, ist eine 2-teilige Mangareihe von Keiko Sakano und Yumi Kawai. Die beiden Bände erschienen erstmals im September 2019 und Januar 2020 in der deutschen Übersetzung bei Tokyopop und basieren auf einer Light Novel von Yumi Kawai, für die Keiko Sakano bereits die Illustrationen beisteuerte.
“Auf der Bühne des Nō-Theaters sind Frauen streng verboten. Es ist eine Welt, die allein den Männern vorbehalten ist.”
Hakubi ist Mitglied einer Schauspielgruppe des Nō-Theaters, einem traditionellen japanischen Theater mit Tänzen, Masken und Gesang, dem eigentlich nur Männer angehören – seit dem 20. Jahrhundert finden sich auch Frauen auf der Bühne. Im Manga wird die Geschichte zeitlich nicht genau eingeordnet, durch das Verbot für Frauen muss sie aber im Zeitraum des 14. bis 19. Jahrhunderts spielen. Grundsätzlich finde ich die Idee der Geschichte sehr spannend, da sich das traditionsreiche Nō-Theater oft mit mythologischen Themen beschäftigt und die Auflehnung gegen das Verbot von Frauen auf der Bühne als sehr vielversprechend erschien. Leider legt der Manga einen viel zu großen Fokus auf das Versteckspiel Hakubis und die romantischen Verstrickungen. Das traditionsreiche Tanzen kommt zu kurz und das Frauenverbot, das als Grundlage der Handlung dient, wird am Ende in den Hintergrund gerückt. Dabei sei aber positiv hervorzuheben, dass Hakubi im Zuge dieses Themas als starke Persönlichkeit auftritt und das Verbot auch von vielen weiteren Charakteren eher belächelt wird.
Die Charaktere sind trotzdem leider ein weiterer Punkt, der mir weniger gut gefiel. Somas und Hakubis Beziehung zueinander erscheint an vielen Punkten unglaubwürdig sowie die Reaktionen und Handlungen unlogisch und teilweise auch sehr fragwürdig. Natürlich durfte in einem klassischen Shōjo Manga auch eine Dreiecksgeschichte nicht fehlen, wobei mir Hakubis Ziehbruder Ugen am sympathischsten und glaubwürdigsten erschien – auch wenn ich persönlich auf seine Position als Love Interest hätte verzichten können. Dafür hat er Hakubi gegenüber eine viel zu starke Bindung, die gerne auch mal rein platonisch hätte bleiben können.
Zudem erschien das mythische Element um Hakubis Familiengeschichte leicht fehl am Platz. Es schafft zwar eine schöne Verbindung zum Thema des Tanzes, aber es fühlte sich größtenteils nur als gezwungen eingeworfenes Spannungselement an. Insgesamt waren es zu viele Elemente innerhalb der Geschichte, die einen größeren Rahmen zur Entfaltung gebraucht hätten.
Nichtsdestotrotz ist Sakanos Zeichenstil sehr schön: weich, fein und verträumt. Während der wenigen Tanzszenen legt sie auch eine Detailverliebtheit an den Tag, die die Szenen ausdrucksstark gestaltet. Leider konnte aber auch dieser Zeichenstil die teilweise emotionsarmen Momente mancher Charaktere nicht ausgleichen und unterstützte diesen Eindruck eher nur noch mehr.
“Hakubis Blütentanz” ist eine Geschichte über ein notgedrungenes Versteckspiel und einen Geschlechterrollentausch aufgrund damaliger strenger Gesetze gegenüber Frauen. Trotz der interessanten Ausgangslage und viel Potenzial erschien mir die Reihe zu voll gepackt und an vielen Stellen der Handlung ausbaufähig. Ich kenne leider die zugrundeliegende Light Novel nicht, könnte mir aber vorstellen, dass die Geschichte dort einen angemesseneren Rahmen erhalten hat.
Die Mangareihe „Hakubis Blütentanz“ findet ihr im breitgefächerten Katalog von izneo. Dort – und auch hier im Beitrag – steht euch eine kostenlose Leseprobe zur Verfügung. So könnt ihr in den Titel sowie in die Handhabung des Webplayers hineinschnuppern. 😉 Schaut doch mal bei izneo vorbei, es ist für jeden Geschmack etwas dabei! 🙂
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