Shaun Bythell – Tagebuch eines Büchhändlers
LibTips Summer Reading Challenge ☀️ Entdecke deine nerdige Seite: Lies ein Buch mit einem nerdigen Thema • Shaun Bythell führt den größten antiquarischen Buchladen in Schottland, The Bookshop in Wigtown. Im Jahr 2014 fing er an, ein Tagebuch zu führen. Im “Tagebuch eines Buchhändlers” berichtet er von schrägen Kunden und Angestellten, von Besuchen in großen Privatbibliotheken zum Buchankauf und von Amazon, das den Verkauf von Büchern für immer veränderte.
Buchhändler und Bibliothekar sind zwei Berufsgruppen, die auf den ersten Blick nicht weit voneinander entfernt scheinen. Wie Bythell aber selbst in seinem Buch sagt, “mögen Buchhändler Bibliothekare nicht. […] Es gibt nichts, was Bibliothekare lieber tun, als ein vollkommen makelloses Buch zu nehmen und es mit Stempeln und Aufklebern zu übersäen, um es dann – ohne den geringsten Anflug von Ironie – mit einer Plastikschutzhülle zu versehen”. Durch diese bibliothekarische Behandlung wird der Wert des Buches verringert – was für einen Buchhändler natürlich einem Todesstoß gleichkommt.
Trotz seiner Differenzen mit der bibliothekarischen Zunft sind Bythells Berichte überwiegend interessant, was auch an seinem trockenen Humor und seinem ironischen Umgang mit Kunden und Angestellten liegt. Richtig sympathisch geworden ist mir der Autor nicht, allein durch seine dauernd negative Art, bei der die Liebe für Buch und Beruf nicht durchscheinen. Dafür gibt es in seinem Leben genug andere skurrile Persönlichkeiten, wie die Assistentin Nicky, überzeugte Zeugin Jehovas und Durchstöberin von Mülltonnen, die einem ans Herz wachsen. 430 Seiten hätte das Ganze jedoch nicht benötigt. Spätestens nach der Hälfte des Buches werden einige Passagen doch repetitiv und man fängt an, sich nach Bythells nächsten Rant über Online-Händler zu sehnen.
Positiv stimmt einen dieses Buch nicht für die Zukunft kleiner Buchläden. Wer sich aber für die Arbeit der aussterbenden Art der Buchhändler interessiert und sein eigenes Einkaufsverhalten im Hinblick auf Bücher einmal überdenken möchte, für den ist dies hier sicherlich eine interessante Lektüre, wenn man ab und an ein paar Seiten überschlägt.
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