Otsuichi und Kendi Oiwa – Goth
„Es gibt Menschen, die andere umbringen und Menschen, die umgebracht werden.“
Der mysteriöse Itsuki und die verschlossene Yoru sind nicht nur Klassenkameraden, sondern teilen auch ein recht unübliches Hobby: Beide haben ein starkes Interesse an Mordfällen. Sie werden von brutalen Verbrechen in ihrer näheren Umgebung förmlich angezogen und es dauert nicht lange, bis sie selbst in solche Fälle verwickelt werden.
Der Manga „Goth“ ist eine Adaption des gleichnamigen Romans des japanischen Autors Otsuichi alias Hirotaka Adach. Der One Shot ist zudem das Debüt des Mangaka Kendi Oiwa. Die deutsche Übersetzung erschien erstmals 2004 bei Egmont Manga.
Nichts für schwache Nerven und zarte Gemüter: Aufgrund der brutalen und unzensierten Handlung und Bilder, ist “Goth” weder für die jüngere Leserschaft noch für Leute, denen bei solchen Darstellungen schnell schlecht wird, geeignet. Wer nach einer romantischen oder humorvollen Geschichte sucht, ist bei diesem Manga völlig fehl am Platz. “Goth” ist voller Blut, brutaler Taten, düsterer Gedanken und menschlicher Abgründe. Es ist eine finstere Abwechslung, wobei äußerst ungewöhnliche Wünsche glaubhaft dargestellt werden. In die kranke und verdrehte Gefühlswelt der beiden Protagonisten einzutauchen gleicht einem Horrortrip. Aber gerade dies macht die Geschichte interessant und vor allem auch einzigartig.
Einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt allerdings der Rahmen der Geschichte: Zwei Schülern laufen ständig die brutalsten Mordfälle über den Weg. Natürlich kann die Geschichte ohne diesen unrealistischen Storypfeiler nicht existieren, aber das Konstrukt wirkt leider wenig überzeugend. Zudem wird weder auf Motive noch auf Konsequenzen der Taten eingegangen. Dies führt dazu, dass die Charaktere eher blass und eindimensional erscheinen. Auch die Protagonisten bleiben davon nicht verschont.
Der eher detailarme und dunkle Zeichenstil ist nicht schlecht, man merkt aber, dass es sich um ein Manga-Debüt handelt und der Stil noch in den Kinderschuhen steckt. Viele Charaktere sind auffällig ähnlich gezeichnet, was an der ein oder anderen Stelle beabsichtigt wirkt. Dies wirkt einerseits verwirrend für den Leser, andererseits trägt es aber ein wenig zur Spannung bei. Man ist an einigen Stellen nicht hundertprozentig sicher, welcher Charakter gerade agiert und der Täter sein könnte.
Otsuichis’ und Oiwas’ psychologischer Mystery/Horror-Manga „Goth” steckt voller Potenzial, weist aber insgesamt leider einige Schwächen auf. Ein düsteres und blutiges Leseerlebnis für Halloween ist dem Leser aber mit diesem Werk definitiv gegeben.
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