Arundhati Roy – The Ministry of Utmost Happiness
Not from around here: Read a book set in a different culture from your own.
Der Roman The Ministry of Utmost Happiness der indischen Schriftstellerin Arundhati Roy ist weder die leichteste noch die einfachste Lektüre. Die Autorin verarbeitet in ihrem zweiten Roman die Erlebnisse ihrer 20 Jahre als politische Aktivistin. Den Fokus legt sie auf den Kampf um Kaschmir, was für sich genommen schon ausreichend Stoff für mindestens einen Roman wäre. Doch sie lässt es sich nicht nehmen, dabei auch Kritik am Kastensystem, den Konflikten zwischen den Religionen, Gewalt gegen Frauen sowie Rassismus zu üben. Dies sind die „nicht leichten“ Aspekte.
„Nicht einfach“ ist die Lektüre, weil die Autorin die Lebensgeschichten mehrerer Hauptcharaktere erzählt – der Intersexuellen Anjum, des Journalisten Naga, der Architektin Tilo, des Untergrundkämpfers Musa und des Geheimdienstmitarbeiters Biplab, die durch bestimmte Ereignisse oder Begegnungen miteinander verknüpft sind. Dies ist im Prinzip eine gute Idee, die sich auch schon in anderen Romanen bewährt hat. Doch leider bringt die Autorin so viele Namen ins Spiel, dass man am Ende komplett verwirrt ist und nicht mehr weiß, wer die betreffende Person 200 Seiten vorher war. Ein Personenverzeichnis wäre hier sehr hilfreich gewesen. Zudem geht die Autorin nicht streng chronologisch vor, was häufig eine kurze Orientierungsphase zu Beginn eines neuen Abschnitts erfordert.
Diese Rezension soll niemanden abschrecken, den Roman zu lesen, doch für künftige Leser empfiehlt es sich zum einen, Notizen zu den Personen zu machen oder im Internet zu suchen und zum anderen, vor der Lektüre Wikipedia-Artikel über Indien und Kaschmir zu lesen. Denn die Autorin hatte als Hauptzielgruppe sicherlich die indische Bevölkerung im Sinn und so ist die Handlung mit gewissen Vorkenntnissen leichter zu verstehen. Ist dies der Fall, entfaltet sich ein wildes Kaleidoskop der indischen Gesellschaft, das dazu anregt, sich näher mit dem Land zu beschäftigen.
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