Naomi Alderman – The Power
It’s the End of the World: Read a book about the end of the world as we know it.
Roxy ist vierzehn, als in ihr die Gabe erwacht. Sie ist eines der ersten Mädchen und eine der Jüngsten, die über ihre Hände elektrische Impulse abgeben können. Doch sie bleibt nicht lange die Einzige, denn bald hat jedes Mädchen mit Erreichen der Pubertät diese Fähigkeit und kann diese auch in erwachsenen Frauen erwecken. Aber Roxy wird eine der stärksten. Allie hingegen wächst in häuslichem Missbrauch auf und kann sich durch ihre Gabe retten. Sie wird eine Meisterin im Beherrschen der Gabe und beginnt, ein Netz um sich herum zu spinnen. Margot ist eine Politikerin, deren Tochter Jocelyn ihrer eigenen Gabe machtlos gegenüber steht. Natürlich möchte sie ihrer Tochter helfen, doch sie verliert auch ihre eigenen politischen Ambitionen nicht aus dem Blick. Und dann ist da noch Tunde, ein junger Reporter, der die Welt bereist, die Veränderungen dokumentiert und in seinem eigenen YouTube-Kanal veröffentlicht.
Im Werk „Die Gabe” von Naomi Alderman, das 2016 unter dem englischen Originaltitel „The Power” erschienen ist, begleitet der Leser diese unterschiedlichen Charaktere durch ihr Leben. So baut sich die Geschichte langsam auf, zuerst unzusammenhängend, bis sich die Wege der Protagonisten kreuzen. Sie beginnen sich gegenseitig zu beeinflussen, wodurch sich die losen Enden miteinander verflechten. Obwohl jeder einzelne von ihnen gut in die Story eingeführt wird und der Leser in jedem Kapitel mehr Hintergrundwissen erfährt, bleiben die Charaktere unnahbar. Dies ist wohl dem Setting des Buches geschuldet, und daher zu verschmerzen.
Die Geschichte selbst ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, die ca. 2500 Jahre in der Zukunft spielt. Hier möchte ein junger Autor seiner Verlegerin sein neuestes Werk, den historischen Roman „The Power”, schmackhaft machen. Um die Historizität seines Romans zu unterstreichen, fügt er beispielsweise Bilder von Artefakten aus der Zeit der Romanhandlung ein. Am Ende entspinnt sich zwischen ihm und seiner Verlegerin eine angeregte Debatte über die Themen seines Buches.
Naomi Aldermans Werk besticht mit seinem Gedankenexperiment: Was würde passieren, wenn auf einmal die Machtverhältnisse in der Gesellschaft umgedreht würden? Wenn Frauen das „starke Geschlecht” wären? Zunächst sind die Veränderungen nur gering, doch je mehr die Frauen beginnen, ihre neue Macht auszukosten, desto größer wird der Wandel. Dabei bedenkt Alderman großartige Details im Verhalten einzelner Menschen und in der Gesellschaft. Sie spekuliert, wie eine neue Religion entstehen kann und wie Fanatismus und Sexismus in dystopischer Brutalität enden. So hält Alderman mit ihrer Geschichte unserer Gesellschaft einen Spiegel vor. Der Leser kann nicht umhin, sich mit der dargestellten Dystopie gedanklich näher zu befassen und seine eigene Lebenswirklichkeit zu hinterfragen.
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