Leigh Bardugo – Grischa: Lodernde Schwingen
„Ich werde alles vernichten, was du kennst und liebst, bis du nirgendwo mehr Schutz findest – außer bei mir.”
Alina und ihre Verbündeten konnten vor dem Dunklen fliehen und verstecken sich in einem unterirdischen und finsteren Höhlengeflecht. Ihre verschwundene Macht, der Asket und der um sie entstandene Kult setzen Alina sehr zu. Um wieder zu sich selbst zu finden, muss sie zurück an die Oberfläche. Außerdem muss sie dringend den dritten Kräftemehrer finden, um den Dunklen, der inzwischen die Macht über Rawka an sich gerissen hat, aufhalten zu können. Die letzte Konfrontation wird kommen. Alina weiß, dass sie wahrscheinlich alles opfern muss, um den Dunklen zu besiegen. Wird sie dazu bereit sein, den geforderten Preis zum Wohle ihres Landes zu zahlen?
Mit „Grischa: Lodernde Schwingen“, im englischen Original „Ruin and Rising“, endet Leigh Bardugos Grischa-Trilogie. Die deutsche Übersetzung erschien erstmals 2014 im Carlsen Verlag.
Der dritte Band der Grischa-Trilogie hat zwar vereinzelte Längen, aber anhand vieler neuer Details und der Aufdeckung von Geheimnissen vermag die Geschichte zu fesseln. War in den Vorgängern das Geschehen oftmals vorhersehbar, so gibt es hier einige Wendungen mit denen man nicht rechnet. Ehrlich gesagt, habe ich Leigh Bardugo ab der Hälfte des Buches wirklich alles zugetraut und der Ausgang der Geschichte blieb für mich bis zum Ende etwas rätselhaft.
Die einzelnen Charaktere, die Bardugo weder physisch noch psychisch schont, machen im dritten Band zumindest teilweise gelungene Entwicklungen durch. Maljen ist zu einer Krieger- und Führerfigur herangewachsen und der Dunkle, zuerst nur undurchschaubar und geheimnisvoll, wird im Verlauf der Geschichte etwas menschlicher und man erahnt langsam die Motive, die ihn antreiben. Trotzdem bleibt er bis zum Schluss ein Rätsel. Bardugo verschenkt in der gesamten Trilogie eindeutig das Potenzial eines interessanten Charakters mit Ausstrahlung, welcher am Ende „nur“ ein gewöhnlicher Antagonist bleibt. Alina ist zwar zu einer selbstbewussten Frau, deren Entschlossenheit man förmlich spüren kann, herangewachsen, aber bei einigen ihrer Entscheidungen schüttelt man immer noch den Kopf. Lediglich ihre Entscheidung in der finalen Schlacht vermag wirklich zu beeindrucken. Was die Geschichte in Bezug auf die Charaktere tatsächlich herausstechen lässt, sind eindeutig die Nebenfiguren mit ihren Eigenarten, Sprüchen und interessanten Dialogen.
Über Rawka erfährt man hingegen leider nicht viel Neues. Es werden zwar einige neue Gegenden bereist und viele gute Ideen eingebaut, aber viel wird mit dieser Welt nicht mehr gemacht. Dabei bietet diese große Fantasywelt noch sehr viel mehr Potenzial. Zum Glück gibt es noch weitere Geschichten aus Rawka.
Der dritte Band läuft nach einigen spannenden und dramatischen Entwicklungen auf einen Showdown hinaus, der für ein Jugendbuch sehr passend ist. Leider ist es aber auch das typische Ende eines Jugendbuchs, was daher etwas enttäuscht. Das Ende ist nicht schlecht, aber die finale Schlacht verläuft viel zu schnell und man hätte als Leser irgendwie doch mehr erwartet, sowohl in Bezug auf die Schlacht als auch auf die Beweggründe mancher Charaktere.
„Grischa: Lodernde Schwingen“ ist dennoch ein gelungener Abschluss der Grischa-Trilogie. Leigh Bardugo schafft es, den Leser erneut in eine außergewöhnliche Welt zu entführen und mit spannenden Wendungen und witzigen, stellenweise tiefsinnigen Konversationen der Charaktere den Leser zu fesseln. Hier blitzt schon das Können bezüglich Storytelling, Charakterzeichnungen und Humor durch, das Bardugos Krähen-Duologie so einzigartig erscheinen lässt. Aber dies ist eine andere Geschichte…
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