Amy Tan – Töchter des Himmels
School’s Out for Summer: Reread a book you were forced to read in school.
June, Rose, Lena und Waverly sind vier junge Frauen, die durch und durch Amerikanerinnen sind – im Gegensatz zu ihren Müttern. Die vier Chinesinnen wanderten 1949 unabhängig voneinander in die USA aus, da sie in ihrer Heimat keine Perspektive mehr hatten. In Amerika freundeten sich die vier Frauen an und treffen sich seither regelmäßig, um gemeinsam Mah-Jongg zu spielen. Als eine von ihnen stirbt und ihre Tochter deren Platz am Mah-Jongg-Tisch bzw. die vierte Ecke im Joy Luck Club einnimmt, erfährt diese Dinge, die sie zuvor nicht einmal erahnt hätte. Vergangenes wird Revue passieren lassen, Geheimnisse werden aufgedeckt und die Töchter fangen langsam an zu begreifen, dass ihre Mütter bereits ein gelebtes Leben in China hatten.
„Die Töchter des Himmels“ von Amy Tan erschien 1989 unter dem Originaltitel „The Joy Luck Club“ und erzählt eine Geschichte von Müttern und Töchtern. Es ist aber auch die Geschichte von starken Frauen, die jeweils ein Leben führen, dass nicht den Erwartungen anderer entspricht.
In 16 verschiedenen Erzählungen, die sich wie Kurzgeschichten lesen, lernen wir acht unterschiedliche Frauen kennen. Die Erzählungen sind alle durch ein zusammenhängendes Band verbunden und setzen nach und nach ein Familienpuzzle zusammen. Die Geschichte wird dabei von hinten aufgerollt. Durch Querverweise und Überschneidungen ergibt sich ein Mosaik – wobei die Rahmenhandlung vom Leser selbst erschlossen werden muss.
Diese Struktur erscheint aber leider etwas verwirrend. Es ist schwierig, die verschiedenen Charaktere und ihre Geschichten auseinander zu halten, da Amy Tan mit ihren Erzählungen zwischen den Generationen und den Familien hin und her springt, was es erschwert, die einzelnen Familiendynamiken zu begreifen. In der 1993 erschienenen Verfilmung ist dies vielleicht ein interessantes Stilmittel, im Roman vermag es allerdings nicht zu überzeugen.
Amy Tan ist aber eine gute Geschichten-Erzählerin. Durch die vielen unterschiedlichen Charaktere und die verschiedenen Perspektiven der acht Protagonistinnen, ist die Geschichte spannend, interessant und abwechslungsreich gestaltet.
„Die Töchter des Himmels” ist keine typische Schullektüre, aber der Klassiker liegt mit seiner Thematik recht nah am Alltag und vermag so vielleicht etwas greifbarer als manch angestaubte typische Lektüre zu sein.
Amy Tan beschreibt dabei den Konflikt zweier Generationen. Die Mütter erzählen von der Zeit in China und dem Versuch, ihre Töchter in Amerika nach den alten Traditionen zu erziehen. Die Töchter, aufgewachsen im Westen, entfremden sich immer mehr und erheben den Anspruch auf ein westliches Leben. Auf der anderen Seite können sie den faszinierenden Traditionen des alten China nicht entkommen und versuchen, ihren eigenen Weg und Umgang mit der Tradition zu finden. Es wirkt, als seien sie innerlich zerrissen. Dieses Zerissen-sein, das Gefühl der Zugehörigkeit zu zwei Heimaten, ist auch heute noch, gerade bei Einwandererfamilien, ein aktuelles Thema und macht den Roman damit zu einer zeitlosen Lektüre.
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