Karen M. McManus – One of us is lying
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„Ein Sex-Tape. Eine mögliche, ungewollte Schwangerschaft. Zwei Fremdgeh-Skandale. Und das ist bloß der Post von dieser Woche. Wenn jemand sein gesamtes Wissen über die Bayview High ausschließlich aus der von Simon Kelleher entwickelten und regelmäßig mit Updates gefütterten Gossip-App beziehen würde, müsste er sich fragen, ob irgendeiner der Schüler überhaupt noch Zeit hat, am Unterricht teilzunehmen.“
Sie wirken wie die Stereotype einer klassischen High School-Geschichte. Bronwyn: Das Superhirn auf dem Weg nach Yale. Addy: die klassische Homecoming-Queen. Nate: der Drogendealer. Cooper: der Baseball-Star. Und zu guter Letzt, Simon: Urheber der berüchtigten Gossip-App „About That“. Sie scheinen alle nichts gemeinsam zu haben und in völlig unterschiedlichen Welten zu leben, bis sie sich an einem Nachmittag gemeinsam zum Nachsitzen im Chemieraum befinden. Sie hätten wohl alle niemals damit gerechnet, dass dieser Nachmittag ihre Leben komplett auf den Kopf stellen würde. Nachdem Simon während des Nachsitzens zusammenbricht und später im Krankenhaus verstirbt, finden sich Bronwyn, Addy, Nate und Cooper als Tatverdächtige in einem Mordfall wieder. Als wenn dies nicht schon genug wäre, werden im Internet weiterhin Beiträge veröffentlicht, die ein Geheimnis nach dem anderen ans Tageslicht bringen. Jeder der „Bayview Four“, oder des „Murder Club“, wie die Vier bezeichnet werden, scheint etwas zu verbergen zu haben. Wieso trifft es gerade sie? Können die Vier ihrem Umfeld und einander vertrauen? Und was steckt wirklich hinter Simons Tod?
Eine High School. Ein Toter. Vier Verdächtige. „One of us is lying“ von Karen M. McManus erschien im Februar 2018 und wohl kein Jugendbuch wurde in diesem Frühjahr so sehr gelobt wie dieses. Doch kann es dem Hype gerecht werden? Ja, kann es. Dem Leser sollte allerdings vorher bewusst sein, dass es sich weder um eine künstlerisch anspruchsvolle Lektüre noch um einen klassischen Krimi oder Thriller handelt. Die Handlung ist nicht schwer nachzuvollziehen. Es ist ein typisches Jugendbuch, dass sich neben dem Mordfall vor allem mit der sozialen Komponente beschäftigt, indem die verschiedenen Charaktere und deren Umfeld und Beziehungen untereinander beleuchtet werden. Vor allem wird dem Leser, auch durch den lockeren und leichten Schreibstil, das typische High-School-Feeling vermittelt. Oftmals haben Jugendbücher Probleme mit solchen Oberflächlichkeiten, McManus’ Roman schafft es jedoch, dabei nicht an Tiefe zu verlieren und besticht durch eine interessante Erzählstruktur.
Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Bronwyn, Addy, Nate und Cooper. Die vier unterschiedlichen Perspektiven, deren Tagesabläufe sich teilweise überschneiden, machen die Geschichte vielfältiger und vor allem spannend. Die Spannung wird zudem noch durch die von vornherein gegebene Konstellation unterstrichen, dass der Mord in einem abgeschlossenen Raum geschehen ist und nur ein bestimmter Personenkreis die Tat begangen haben kann. McManus schafft es dabei, diese Spannung von der ersten bis zur letzten Seite aufrecht zu erhalten. Dabei zieht sie die Geschichte aber nicht unnötig in die Länge, sondern kommt in der Handlung immer schnell zum Punkt.
Die Handlung wirkt dabei in sich geschlossen. Es werden die unterschiedlichen Hintergründe und Probleme der Teenager thematisiert. Deren charakterliche Entwicklung im Verlauf der Geschichte, welche bei jedem einzelnen liebevoll ins Detail ausgearbeitet wurde, verleiht dem Roman einen gewissen Tiefgang. Der Leser rätselt und fiebert die ganze Zeit mit, wer der Mörder sein könnte. Die Handlung ist oft nicht vorhersehbar und gerade im letzten Drittel überschlagen sich die Ereignisse.
„Breakfast Club“ meets “Pretty Little Liars“ meets „Riverdale“ meets „Gossip Girl“ meets “13 Reasons Why”. Als klassische High School-Geschichte finden sich schnell Parallelen zu bekannten Filmen und Serien. „One of us is lying“ ist nicht nur für Jugendliche, sondern für jeden Fan solcher Geschichten mit Geheimnissen, Intrigen und Problemen von Teenagern zu empfehlen. Wäre der Roman eine TV-Serie, dann wäre sie wohl prädestiniert für das Phänomen Binge Watching.
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