Andrew Kaufman – Alle meine Freunde sind Superhelden
Funny Bone: Read a humorous book.
„Wohl wahr: Die meisten Superhelden haben komische Namen. Sie haben sich diese Namen selbst ausgedacht. Aber bedenken Sie, wie schwer das ist. Nein, versuchen Sie es ruhig selbst: Reduzieren Sie Ihren Charakter und Ihre Fähigkeiten auf einen einzigen Begriff, ein einziges Bild. Wenn Sie das können, sind Sie wahrscheinlich schon ein Superheld.”
Tom lebt in Toronto und ist eigentlich ein ganz normaler Typ. Seine Freunde und Bekannten hingegen gehören zu den Superhelden von Toronto und nun ist Tom auch noch mit einer Superheldin verheiratet. Die Perfektionistin, von Tom liebevoll Perf genannt, versteht es, das Leben stets perfekt zu gestalten. Leider wurde Perf während ihrer Hochzeitsfeier von ihrem Ex-Freund Hypno so hypnotisiert, dass Tom fortan unsichtbar für sie wurde. Dies fiel Hypno sehr leicht, da Perf stets Zweifel hegte und sich fragte, warum sie sich ausgerechnet in einen normalen Typen wie Tom verlieben konnte. Dieser ist sehr bemüht sich bemerkbar zu machen, doch Perf kann ihn einfach nicht sehen. Keiner der anderen Superhelden vermag dem verzweifelten Tom zu helfen. Die wartende Perf geht davon aus, dass Tom sie verlassen hat und beschließt ein halbes Jahr nach ihrer Hochzeit wegzuziehen und in Vancouver ein neues, perfektes Leben zu beginnen. Tom macht sich mit Perf auf die Reise und steigt gemeinsam mit ihr in das Flugzeug nach Vancouver. Wird die Zeit des Fluges für Tom ausreichen, um für seine geliebte Frau wieder sichtbar zu werden?
„Alle meine Freunde sind Superhelden” von Andrew Kaufman erschien 2003 unter dem Originaltitel „All My Friends Are Superheroes” und ist eigentlich keine Geschichte über Superhelden, sondern vielmehr eine Geschichte über die Liebe und das Verliebtsein. Auf eine sehr leichte Art mit einem zarten Stil und einer minimalistischen Sprache – kein Wort ist zu viel, aber auch nicht zu wenig – schafft Kaufman es, auf knapp über hundert Seiten viele skurrile Charaktere und Wendungen zu beschreiben und zudem noch einen Hauch Tiefgang unterzubringen.
Auf eine erheiternde Weise werden die verschiedenen Superhelden aus Toms Umfeld beschrieben. Sei es die Impferin, die jeden von allem überzeugen kann oder das Stresshäschen, das mit der Gabe gesegnet ist, sämtlichen Stress im Umkreis von fünfzehn Metern aufzusaugen.
Die Geschichte springt dabei zwischen der Gegenwart, in der Tom versucht für Perf wieder sichtbar zu werden, und der Anfangszeit ihrer Beziehung hin und her. Es wird beschrieben, wie Tom und Perf sich kennengelernt und ineinander verliebt haben, wie ihre Hochzeitsfeier verlief, und schließlich, wie sie die sechs Monate nach der Hochzeit verbrachten. Leider wirkt die Geschichte stellenweise etwas detailarm und man wünschte sich etwas mehr Zeit für die Geschichte zwischen Tom und Perf, um den Zauber dieser Beziehung etwas länger auf sich wirken lassen zu können und vertrauter mit den einzelnen Charakteren zu werden.
Die Geschichte ist dabei, neben ihrem ganz eigenen Humor, auch überraschend romantisch und stellenweise traurig gestaltet. Man muss jedoch bereit sein, sich auf die absurdesten Dinge einzulassen. Dabei strotzt der Inhalt der Geschichte nur so von Doppeldeutigkeiten. Die Beschreibung von der Definition einer Beziehung anhand zweier Kartons mit den Aufschriften „Freund” und „Geliebter” zwischen denen sich Tom entscheiden muss, ist eine wirklich schöne Darstellung und nur ein Beispiel für die zahlreichen doppeldeutigen Szenarien der Geschichte. Was beim Lesen sehr ins Auge sticht, sind die Eigenschaften der einzelnen Superhelden. Es scheint, als würde der Protagonist Tom alle seine Freunde und Bekannten einer Art von Superhelden zuteilen, je nach ihren stärksten und auffälligsten Eigenschaften. Und so stellt man selbst mit einer Portion Fantasie beim Lesen fest: „Auch meine Freunde sind wohl alle Superhelden!” Die Aussage, die Kaufman hiermit trifft, ist einfach wundervoll: In jedem Menschen steckt etwas Besonderes, etwas Einzigartiges. Jeder Mensch ist auf seine ganz eigene Weise ein Superheld.
Es benötigt einige Vorstellungskraft, um dem Roman zu folgen, da dieser voller Kreativität steckt, die sich in teils absurden Szenarien äußert. „Alle meine Freunde sind Superhelden” mag nicht unbedingt jedermanns Geschmack treffen, ist aber sehr ausgefallen und besonders. Eben wie jeder Superheld, einfach einzigartig.
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