Britta Lundin – Ship It
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Auf dem Papier klingt es nach einer coolen Idee für ein Jugendbuch: Claire, ihrerseits Fanfiction-Autorin, fährt auf eine Convention, um den Stars ihrer Lieblingsserie Demon Heart zu begegnen, aber findet während einer Q&A-Session heraus, dass einer der beiden Hauptdarsteller, Forest, kein großer Fan ihres Ships ist. Shipping ist der Begriff, den Fans dafür benutzen, zwei fiktionale Charaktere in einer Beziehung sehen zu wollen – selbst, wenn es in der eigentlichen Handlung nicht dazu kommt. Aber Claire glaubt an ihr Ship, und die negative Reaktion Forests sorgt für einen Social Media-Aufschrei. Um die Wogen zu glätten, wird Claire als Big Name-Fan dazu eingeladen, weitere Conventions zu besuchen – und natürlich verfolgt sie dabei den Plan, den Showrunner davon zu überzeugen, ihr Ship Wirklichkeit werden zu lassen.
Für jemanden, der selbst shippt und Fanfictions schreibt, ist ein solches Setup natürlich unwiderstehlich, wenn auch reichlich abwegig. Die Umsetzung dieser Idee ist aber alles andere als meisterhaft und erinnert oft selbst an schlecht geschriebene Fanfictions. Die Charaktere sind unsympathisch, die sich anbahnende Romanze zwischen Claire und Fan-Künstlerin Tess hat keine Chemie, die Handlung bleibt vorhersehbar, Dialoge sind lachhaft und Beschreibungen kaum vorhanden.
Die fehlende Kreativität lässt sich schon anhand des aufgebauten Fandoms erahnen, welches stark an die TV-Show Supernatural erinnert, die mit dem beliebten Pairing Destiel und Jensen Ackles Meinung dazu schon ähnliche Reaktionen einfahren musste. Die Inspiration dieser Geschichte dürfte also vor allem von Autorin Britta Lundins eigenen Erfahrungen im Fandom-Bereich herrühren.
Wenn Claire im Laufe der Handlung Real Person-Fic über Forest schreibt, und dabei Elemente, die ihr im Vertrauen erzählt wurden, mit frei erfundenen Misshandlungsgeschichten kombiniert und für dieses Verhalten am Ende kaum Konsequenzen zu spüren bekommt, wenn Claire die Fetischisierung von LGBT-Beziehungen mit der Repräsentation derselben in den Medien gleichsetzt, dann ist „Ship It” kein Buch mehr, das die Fandom-Kultur zelebriert; es zeigt einem genau die Schattenseiten, die viele Leute abschrecken.
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