Rivers Solomon – An Unkindness of Ghosts
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Irgendwann in ferner Zukunft ist die Menschheit an Bord des riesigen Raumschiffs „Matilda“ unterwegs zu einer neuen Heimat, dem „Gelobten Land“. Denn die Erde, von den Überlebenden als Lebenshaus bezeichnet, ist nicht mehr bewohnbar – der Grund ist nicht bekannt. Die 25-jährige Aster lebt mehr als 300 Jahre nach dem Start der Matilda gemeinsam mit anderen Women of Color auf einem der unteren Decks. Tagsüber erntet sie auf einem der „Field Decks“ Gemüse, in ihrer Freizeit arbeitet sie als Ärztin oder entwickelt in ihrem geheimen Labor neue Medikamente. Als eines Tages der Herrscher der Matilda schwer erkrankt, erkennen Aster und ihre Freundin Giselle Parallelen zum Selbstmord von Asters Mutter vor 25 Jahren und beginnen, Nachforschungen anzustellen.
Rivers Solomon hat einen äußerst lesenswerten Roman geschaffen, der durch eine gut durchdachte politische und gesellschaftliche Struktur besticht. Wie so oft in der Science Fiction hat die Menschheit sich moralisch zurückentwickelt. Neben Rassismus, Homo- und Transphobie sind Vergewaltigungen und körperliche Gewalt als Strafe an der Tagesordnung. Die Wohnsituation auf den unteren Decks unterscheidet sich kaum von der Situation in Gefängnissen. Die Frauen leben in Mehrbettzimmern und müssen täglich zur Zählung anwesend sein. Nachts ist Ausgangssperre, auf den Gängen patrouillieren Wächter.
Obwohl Aster die Hauptfigur des Romans ist, werden auch jene Menschen, die für Aster wichtig sind, in einzelnen Kapiteln näher beleuchtet. Die unterschiedlichen Perspektiven setzen sich wie Puzzleteile zu einem großen Ganzen zusammen und vermitteln dem Leser Informationen über die verschiedenen Charaktere, aber auch über die Vergangenheit der Matilda, über die Aster selbst nicht verfügt.
Reizvoll ist der Roman auch aufgrund seines Umgangs mit Geschlecht und Sexualität. Während die oberen Decks, bewohnt von wohlhabenden Menschen weißer Hautfarbe, in dieser Hinsicht an die heutige Zeit angelehnt sind, werden auf den unteren Decks unterschiedliche sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten als selbstverständlich akzeptiert und nicht in Frage gestellt. Hier ist eine klare Trennung erkennbar: die wohlhabende, weiße Oberschicht zeichnet sich durch Hass und Gewalt gegenüber Andersdenkenden, Andersfühlenden und generell gegenüber der Unterschicht aus; die aus POC bestehende Unterschicht hingegen ist der Oberschicht moralisch meilenweit überlegen. Der Roman zeichnet insofern, auch durch die Darstellung der Arbeitsverhältnisse, eine Parallele zur Zeit des Sklavenhandels.
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